Brücken bauen: Das richtige Framework für deine React / React Native App wählen
- Çağla Karadağ

- 17. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Du startest gerade in das spannende Abenteuer, eine Mobile App mit React Native zu entwickeln. Jetzt steht eine wichtige Entscheidung an, die deinen Entwicklungsprozess und den langfristigen Erfolg deines Projekts stark beeinflussen kann: die Wahl des richtigen Frameworks oder Pakets.
Es geht dabei nicht nur um ein Tool – sondern darum, deine Projektanforderungen, das Know-how deines Teams und die gewünschte Geschwindigkeit bei der Entwicklung richtig einzuschätzen. Heute schauen wir uns die wichtigsten Optionen an: Expo, den „Bare“ React Native Workflow und einen kurzen Blick auf Capacitor als Alternative für einen Web-First-Ansatz.
Los geht’s!

1. Expo: Der Entwickler-freundliche Co-Pilot
Stell dir vor, du baust ein Haus, ohne dich um das Fundament, die Leitungen oder die Elektrik kümmern zu müssen. Genau das bietet Expo React Native Entwicklern: ein Framework, das den gesamten Entwicklungsprozess deutlich vereinfacht.
Warum Expo dein bester Freund sein könnte:
· Einfacher Workflow: Expo nimmt dir die Komplexität von nativer Entwicklung ab. Du musst dich nicht direkt mit Xcode oder Android Studio beschäftigen, keine komplizierten Builds oder Abhängigkeiten managen. Dein Fokus liegt fast komplett auf JavaScript/TypeScript.
· Schnelles Prototyping & Entwicklung: Mit der Expo Go App kannst du dein Projekt sofort auf einem echten Gerät laufen lassen – einfach QR-Code scannen und loslegen. Lange Compile-Zeiten? Fehlanzeige. Du siehst Änderungen direkt und sparst massiv Zeit beim Testen.
· Umfangreiche APIs: Expo bringt ein großes SDK mit, das dir Zugriff auf viele native Funktionen gibt: Kamera, Standort, Push-Benachrichtigungen, Dateisystem und vieles mehr – alles über einfache JavaScript-APIs.
· Over-the-Air (OTA) Updates: Kleine Bugfixes oder Features direkt ausrollen, ohne dass Nutzer die App im Store neu laden müssen. Mit Expo’s EAS Update geht das sofort.
Am besten geeignet für: Startups, kleine Teams oder Projekte ohne spezielle native Anforderungen. Ideal für Content-Apps, Social Media Plattformen oder E-Commerce.
2. „Bare“ React Native: Wenn du volle Kontrolle brauchst
Manchmal reicht der Komfort von Expo nicht aus und du brauchst tieferen Zugriff auf die nativen Projekte. Genau hier kommt der „Bare“ Workflow ins Spiel.
Wann Bare sinnvoll ist:
Eigene Native Modules: Du willst spezielle Hardware nutzen (z. B. Bluetooth-Library, eigenes Payment-Gateway oder proprietäre Device-APIs)? Mit Bare kannst du direkt in Swift/Objective-C (iOS) oder Java/Kotlin (Android) entwickeln und anbinden.
Maximale Performance & Kontrolle: Expo ist stark optimiert – aber Bare gibt dir wirklich die volle Kontrolle. Das ist wichtig, wenn du App-Größe, Performance oder sehr komplexe Animationen bis ins Detail steuern willst.
Bestimmte Third-Party Libraries: Manche Libraries mit tiefen nativen Integrationen funktionieren nicht mit Expo. Mit Bare hast du dafür die passende Umgebung.
Ein Praxisbeispiel aus unserer Arbeit: Bei einem Industrieprojekt standen wir vor einer besonderen Herausforderung: Die App sollte hochkomplexe 3D-Modelle von Maschinen darstellen und gleichzeitig ermöglichen, dass Nutzer in Echtzeit damit interagieren können. Frameworks wie Capacitor oder Expo bieten zwar viele Vorteile, stoßen aber an Grenzen, wenn es um wirklich maßgeschneiderte, performante und tief integrierte native UI-Komponenten geht.
Mit Bare React Native konnten wir eine komplett eigene native Komponente entwickeln und eine Brücke zu einer leistungsstarken 3D-Rendering-Engine bauen. So entstand eine reaktionsschnelle und nahtlose User Experience, die sich wie eine echte Native-App anfühlt – mit einer Performance, die anders kaum zu erreichen gewesen wäre.
Dieses Projekt hat uns gezeigt, wie viel Flexibilität Bare React Native bietet, wenn es um maßgeschneiderte High-Performance-Anwendungen geht. Und es hat bestätigt, dass wir gerade in industriellen Umgebungen die richtigen Lösungen entwickeln können, um Web und Maschine intelligent zu verbinden.
3. Capacitor: Die Native Bridge für Web-Entwickler
Capacitor fährt einen anderen Ansatz: Statt native UI-Komponenten zu bauen wie bei React Native, läuft deine Web-App (React, Vue, Angular usw.) in einer nativen Hülle.
Warum Capacitor spannend ist:
Web-First Ansatz: Du hast schon eine Web-App oder ein starkes Web-Team? Perfekt. Mit Capacitor kannst du deine bestehenden HTML-, CSS- und JS-Skills nutzen und schnell eine Mobile App veröffentlichen.
Maximale Code-Wiederverwendung: Deine Web-App läuft einfach im WebView – dadurch kannst du fast den gesamten Code für Web und Mobile teilen. Das spart Zeit und Aufwand.
Zugriff auf Native APIs: Über das Plugin-System kommst du an Kamera, GPS & Co. Viele Cordova-Plugins sind ebenfalls kompatibel, was deine Möglichkeiten erweitert.
Unsere Erfahrung bei Defia:
Wir haben z. B. eine App entwickelt, die direkt mit einem OPC-Server kommuniziert. Dafür haben wir ein eigenes Capacitor-Plugin gebaut – und so eine Anwendung geschaffen, die unkompliziert und performant auf die Maschinen zugreift. Dieses Projekt hat uns gezeigt, wie flexibel Capacitor ist, wenn es darum geht, Web-Technologien mit nativen Funktionen zu verbinden.
Am besten geeignet für: Teams mit Web-Fokus, Projekte, die schnell eine Mobile-Präsenz brauchen oder Apps, die vor allem Content anzeigen und keine extrem komplexe native UI benötigen.
Fazit: Deine Wahl treffen
Es gibt nicht das eine perfekte Framework – sondern nur das, das am besten zu deinem Projekt passt:
· Für Geschwindigkeit & Einfachheit: Expo.
· Für volle Kontrolle & Spezialfälle: Bare React Native.
· Für Web-First Teams: Capacitor.
Frag dich: Welche Skills hat mein Team? Wie komplex ist das Projekt? Wie schnell will ich entwickeln? Wenn du diese Punkte klar hast, kannst du die richtige Entscheidung treffen – und deine App auf den besten Weg zum Erfolg bringen.
Über die Autorin

Çağla Karadağ ist Frontend-Entwicklerin mit über 6 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von skalierbaren und responsiven Webanwendungen. Sie arbeitete in internationalen, agilen Teams in Deutschland und Österreich und setzte dabei auf moderne Frameworks wie Angular und React. Darüber hinaus realisierte sie plattformübergreifende Mobile Apps mit Ionic, Cordova und Capacitor. Bei Defia Software Engineering wirkte sie an verschiedenen Industrie- und Digitalisierungsprojekten mit und übernahm zusätzlich Verantwortung in Code Reviews, Wissensaustausch und Mentoring von Junior-Entwicklern. Ihr Fokus liegt heute auf performanten Benutzeroberflächen, modernen Frontend-Architekturen und der Digitalisierung industrieller Prozesse.


